Derzeit vergeht in Handorf keine Woche, in der nicht irgendwer Abschied vom Wersehof nimmt. Der Run auf die übriggebliebenen öffentlichen Räume in Handorf hat begonnen beginnt, besonders das Heimathaus steht dabei im Fokus. Aber dessen Kapazitäten sind begrenzt.  Seit bekannt wurde, dass im Herbst auch der Wersehof schließt, klingelt bei Manfred Märtens immer häufiger das Telefon. Der Vorsitzende des Heimatvereins Handorf ist ein gefragter Mann, weil sein Verein über etwas Kostbares verfügt: ein eigenes gepflegtes Vereinsheim mit Platz für 50 oder 60 Personen. Die Anrufer wollen in der Regel nur eines wissen: Ob man im Heimathaus nicht feiern, die Versammlung einberufen, die Chorprobe abhalten könnte?

Die Antwort fällt Manfred Märtens nicht leicht, denn er weiß ja um die Not der Handorfer Vereine, denen in kürzester Zeit die Versammlungsräume weggebrochen sind. Dennoch bleibt er bei seinem Kurs: Das Heimathaus steht grundsätzlich nur dem Verein und seinen Mitgliedern zu Verfügung. Über seltene Ausnahmen lässt sich reden, über eine grundsätzliche Öffnung nicht.

Der Grund: Als gemeinnütziger Verein darf der Heimatverein nicht vermieten und nicht bewirten. Der erhebliche Aufwand für Pflege und Instandsetzung des Hauses ist Sache engagierter Ehrenamtlicher, die in der Mehrzahl auch nicht die Jüngsten sind. Und schließlich: Regelmäßige Veranstaltungen würden den Kalender des Heimatvereins über Gebühr blockieren.

Außerdem ist der Platz begrenzt: Für die Mitgliederversammlungen oder die besonders populären historischen Vorträge musste der Heimatverein stets in den Wersehof ausweichen, denn 80 bis 100 Heimatfreunde passen einfach nicht ins Heimathaus. Der angekündigten Schließung des Wersehofs sieht Manfred Märtens deshalb mit großer Sorge entgegen: „Das ist ein großes Problem.“

Auf der anderen Seite hat der Heimatverein durchaus den Anspruch, anderen Vereinen im Ort zumindest eine ideelle Heimat zu bieten: Das Dachgeschoss des Hauses bietet Platz für viele Fundstücke aus der Handorfer Geschichte. So wurde erst kürzlich eine massive Vitrine eingebaut, um die Schätze der Handorfer Vereine hier aufzunehmen. Der 2015 aufgelöste Spielmannszug „In Treue fest“ hat hier bereits einen Teil seiner Instrumente untergebracht. Und die Erinnerungsstücke des MGV Cäcilia füllen einen großen antiken Wandschrank. Auch künftig sollen die Fundstücke der Handorfer Geschichte hier Platz finden, betont Manfred Märtens.

Schon jetzt sorgt sich der Vorstand um die künftige Entwicklung von Verein und Heimathaus: Von den 609 Mitgliedern sind 210 über 70 Jahre alt, weitere 190 sind schon über 80 und 27 sind gar über 90. Und es sind gerade diese Älteren, die das Rückgrat bilden, sich engagieren und am Vereinsleben teilnehmen. „Die jungen Leute kriegt man hier nicht rein“, sagt Manfred Märtens bekümmert.

Datum: 03.04.2018
Text: Lukas Speckmann
Quelle: Westfälische Nachrichten