Das Handorfer Wappen
Am 28. Oktober 1965 genehmigte der Innenminister des Landes NRW der Gemeinde Handorf, ein Wappen, ein Siegel und einen Banner zu führen.
Der Wellenschnitt soll die für Handorf so charakteristische Lage an der Werse versinnbildlichen. Eine weitere Besonderheit Handorfs ist die im Winkel von Ems und Werse gelegene Wallburg Haskenau, von deren einstiger Befestigung der Flechtzaun in der unteren Schildhälfte künden soll. Das Kreuz im Obereck ist dem Siegel des mittelalterlichen Geschlechts von Handorf entnommen, es mag zugleich an die kirchliche Vergangenheit der Gemeinde erinnern, die Bischof Sigfrid bereits 1022/32 zur Pfarrei erheben wollte; die dadurch zum Ausdruck gekommene enge Verbindung zum münsterischen Bischof sollen die Bistumsfarben Rot-Gold versinnbildlichen.
"Handuorper" Heimatlied
1.
O wu schön iss mien Westfaolen, löchtest wiet mien Heimaotsland.
Wat ik segge iss kein Praohlen, daorup giew ik die de Hand;
Eiken waßt dao stur un mächtig, Roggen, Waite, Giärst un Flaß,
un en Menskenschlag so däftig, de kennt Arbeit un auk Spaß.
2.
O wu schön iss usse Handuorp, an dem grönen Wersestrand.
Un et iss nich nur in Mönster, sondern wiet in’t Land bekannt.
Starke Burschken, fiene Wichter, köhles Beer tu de rechten Tied,
un en Leedken up de Lippen, dat giew echte Fröhlichkeit.
3.
Usse Handuorp dat is wassen, de letzten Jaohre wannig graut.
Fiene Hüser, niee Straoten, woar’n öwerall nu baut.
Un et kamm’n fremde Lüde, deen’t geföllt in ussen Ort.
Denn in Handuorp is guet liärben, well eenmoal doa is, geiht nie fort.
4.
Ne niee Brügge häfft wie kriegen, nu kuomt wie schneller ins gröne Hoalt.
Auk die Kierke woard verfienert, dröver freit sich Jung und Aold.
Ingemeindet schon siet Jaohren, sin wie Mönsters leiwsten Eck.
Wie sin aolls nette Lüde, häfft dat Hiät an’nen rechten Fleck.
5.
Un so willt wie, Handuorps Lüde, aold ingesiäten oder niee,
immer trü tosammen hollen, wanne froh sein, frischk un frie.
Wenn auk up dem Patt dört Liärben, manks en Sturm voröwer geiht.
usse Heimaotwillt wie Leiwen, bes in aolle Ewigkeit.
Text: Henny Jochmann
Geld und Geltung:
"Der endlose Erbmännerprozess von Münster"
Warum kämpften angesehene Patrizierfamilien aus Münster generationenlang mit allen Mitteln, selbst Bestechung und Fälschung, um Anerkennung als „adelig“? Und warum konnte am Ende die katholische Majestät in Wien ihren schließlich zu Gunsten dieser Erbmänner gefällten Spruch gegen katholische Institutionen des Fürstbistums Münster erst durch Anfordern von Truppen der protestantischen Preußen durchsetzen? Natürlich, es ging um Geld. Erbmännerfamilien waren im Fernhandel und dann in einträglichen Verwaltungsposten des Bistums zu Reichtum und zu Rittergütern im Umland gekommen. Nun ging es um die „Stiftsfähigkeit“, damit um Zugang zur Versorgung von Familiengliedern in Domherrenstellen mit extrem hohen Einkünften aus dem Reichtum der Kirche, denn längst war ein sehr großer Teil allen Bodens in geistlichem Eigentum. Im gleichen Zeitraum war die Situation in nicht kirchlich beherrschten und nicht feudal organisierten freien Stadtrepubliken anders: dort musste gegebenenfalls den Adel abgelegt haben, wer sich um Bürgerrechte bewerben wollte. Das Schrifttum über den damaligen Prozess und daran beteiligte Familien treibt noch heute, auch im Internet, bizarre Blüten und davon sind ein wenig auch die Haskenau und Handorf betroffen.
Text: Prof. Dr. Max Hundeiker
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Die Haskenau: "Arme Ritter in Handorf"
In der Haskenau bei Handorf gibt es Überreste einer Turmhügelburg des 13.Jh. am Ort einer noch älteren schon durch Wall und Graben geschützten Siedlungsstelle. Sie wurden mehrfach von Mountainbikern verwüstet. Das zeigt, dass viele Menschen hier wenig von diesem Bodendenkmal wissen. Deshalb lohnt es, auf diesen besonderen Ort aufmerksam zu machen. Turmhügelburgen bestanden fast nur aus Erde und Holz. Im Mittelalter gab es in Europa viele solche Anlagen. Wo sie lange benötigt wurden, wurden sie später durch Steinbauten ersetzt, wie z.B. deutlich größer in Münsters Partnerstadt York. Aber für den Anfang konnte man Holz- Erde-Burgen, anders als steinerne Wehrbauten, überall im felslosen Flachland aus vor Ort beschaffbarem Material mit geringen Kosten in kurzer Zeit bauen. Solche „Billigburgen“ gewährten durchaus etwas Schutz. Sie wurden oft als vorläufige oder zeitweilige Befestigung angelegt. Kern der der Anlage war die „Motte“, ein aufgeschütteter die Umgebung überragender Hügel. Er war oben von einem Holzturm gekrönt, umgeben von Palisaden oder Flechtzaun. Unten lief ein Graben herum. Die Motte diente oft nur als Zuflucht. Angeschlossen war ein Wirtschaftshof mit sehr einfachen Wohn- und Stallbauten. Er war von Graben und Wall, Palisaden, Flechtzaun oder Gebück umgeben. Den im Schrifttum für 1226 als Inhaber der Haskenau genannten „Ritter Hermann I.“ können wir uns als bischöflichen Verwalter vorstellen, der Abgaben und Fronleistungen für seinen Herrn einzutreiben hatte. Die Haskenau selbst war mit wenig Land ausgestattet. Sie lag im Winkel zwischen Ems und Werse geschützt, aber nicht verkehrsgünstig. 1324 wurde sie aufgegeben, das zugehörige Land wurde zur Viehmast genutzt und von der bischöflichen Burg Schöneflieth an der Ems aus verwaltet.
Text: Prof. Dr. Max Hundeiker